Daredevil: Ninja (2000-2001)

Marvel

Bei Matt Murdock bricht jemand ein und klaut den Stock seines Mentors Stick. Als Daredevil hetzt er hinterher und erwischt eine junge Frau, die gelassen auf einem Hausdach grünen Tee trinkt. Woher sie die Ruhe und vor allem die Schale hat – das größte Rätsel der Geschichte. Man prügelt sich. Dann kommt noch ein weiterer Teetrinker dazu. Daredevil wird überwältigt, bewusstlos und wacht bald darauf in Japan auf.

The Chaste, eine Gruppe guter Ninjas, hat Beef mit den bösen Ninjas von „The Hand“ und benötigt Daredevils Hilfe. Warum haben sie dann nicht einfach gefragt? Weil sie nicht wussten, ob er es noch drauf hat. Sie mussten ihn testen. So zumindest die offizielle Erklärung. Die inoffizielle ist klar: Damit es coole Kampfsequenzen und ein bisschen Geheimniskrämerei gibt, die die Spannung erhöhen.

Die Spannung geht jedoch schnell flöten. Ein kurzer Besuch bei „The Hand“, dann geht es gemeinsam wieder zurück in die USA. Zwischendurch wird unfassbar viel geredet und erzählt, um die dünne Handlung zu erklären. Am Flughafen dann noch ein Kämpfchen und dann hauen die Besucher wieder nach Hause ab – ohne Abschied und Danke.

Was sollte das bitte? Autor Brian Michael Bendis startet mit seinem Daredevil bescheiden. Die Zeichnungen von Rob Haynes sind zwar dynamisch, aber die Gesichter ausdrucksarm, dazu kommen seltsam blasse Farben, die fehlenden Schatten – eine seltsame Stimmung, mit der man bis zum Schluss nicht warm wird.

Am Ende wird Stick als Karen wiedergeboren – das Baby aus Guardian Devil – und von der Ninja-Frau vom Anfang adoptiert … Doch auch dieser Twist am Ende rettet diesen Dreiteiler nicht. Das geht besser. Und das wird es auch. Denn Bendis beginnt hier erst, sich warmzulaufen.

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Daredevil: Parts of a Hole (1999)

Marvel

Das neue Büro von Nelson & Murdock wurde gerade eingerichtet, da kommt ein Mann, der behauptet, er habe Informationen, die den Kingpin hinter Gitter bringen könnten, deshalb habe dieser einen Auftragskiller auf ihn angesetzt. Dann wird er auch schon durchs Fenster erschossen. Daredevil fasst die beiden Mörder.

Dann schickt Wilson Fisk eine junge Frau namens Maya Lopez vorbei, die DD zu ihm lockt. Matt bekommt einen Zettel, auf dem die Kombination zu einem Safe von Fisk steht, darin findet er Daten über dessen Konkurrenten. DD sieht eine Gelegenheit, die Stadt von seinen Verbrechern zu reinigen. Doch im Safe ist auch eine Waffe, mit der Mayas Vater, Crazy Horse, erschossen wurde. Fisk sagt Maya, Daredevil sei der Mörder und er habe die Waffe absichtlich zurückgelassen. Daraufhin will Maya Daredevil umbringen.

Maya ist gehörlos, aber hat die Gabe, alles zu imitieren, was sie nur einmal gesehen hat. Sie kann also Sprechen, Klavier spielen, Tanzen und Kämpfen – und zwar nach allen Regeln der Kunst. Während sie also als „Echo“ Rache sucht, bandelt sie als Maya mit Matt an. Kein Wunder, dass er von ihr fasziniert ist, doch er merkt natürlich schnell, mit wem er es zu tun hat, während sie erst am Ende merkt, dass ihr Gegner viel zu jung ist, um der Mörder ihres Vaters zu sein …

Wie Wilson Fisk zum Kingpin wurde

Eine spannungs- wie wendungsreiche Story bieten die Autoren hier. Allerdings macht es Echo Daredevil etwas zu einfach, lässt ihn leicht davonkommen. Da anscheinend den Autoren die Ideen ausgehen, ist ein großer Teil der Geschichte Wilson Fisk gewidmet. Er kommt vor Gericht, wird fast umgebracht, überlebt wie durch ein Wunder mehrere Schüsse, einen Sturz von einer Brücke. Zwischendurch erfahren wir, wie er wurde, was er ist.

Zeichner Joe Quesada (Guardian Devil) inszeniert die Geschichte mit einer ungeheuren Dynamik, allerdings hat er eine Tendenz dazu, Charaktere auch zu überzeichnen, dass sie wie Karikaturen wirken. Die Layouts sind verspielt, oft haben Panels die Form von Puzzleteilen. Dazu sind die Seiten noch angereichert mit Noten, Engeln, Teufeln, Malereien von Indignenen und Kinderzeichnungen, die Mayas Perspektive beleuchten. Bei aller Ambition wirken die Seiten oft so überbordend an Details, dass man sich darin mal verliert und mal auch überfordert ist.

Und leider ist da auch zu viel Text, besonders wenn da in den Captions etwas steht, was man auch im Bild sehen kann. Damit wirkt Parts of a Hole unausgeglichen. Einerseits zu viel gewollt, andererseits zu wenig geboten. Aus der Story hätte man mehr machen können, aber sie gibt anscheinend nicht genug her, daher bleibt auch das Verhältnis von Matt und Maya an der Oberfläche und endet, kaum dass es begonnen hat. Eigentlich schade.

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Daredevil: Love & War (1986)

Marvel

Der Kingpin (Wilson Fisk) entführt den Arzt Paul Mondat und seine blinde Frau Cheryl, damit dieser Fisks Frau Vanessa heilt. Sie ist noch immer schwer traumatisiert von ihrem Beinahe-Tod und ihrer Odyssee durch die Kanalisation von New York. Fisk hätte den Arzt auch einfach engagieren können, aber dann hätte dieser bloß einen Job erledigt. Doch Fisk will wahre Hingabe – nur wenn Mondat Vanessa heilt, kriegt er seine Frau zurück.

Doch leider hat der Kingpin dafür den falschen Mann engagiert. Denn Cheryls Entführer Victor ist ein Psychopath mit ausgeprägter Mordlust. Nachdem Daredevil Cheryl zu sich in Sicherheit bringt, läuft Victor durch die Stadt, mordet und sucht Anwalt Matt Murdock zu Haus auf …

Love & War ist nicht einfach nur eine Daredevil-Story. Auch keine weitere Frank-Miller-Story. Das Besondere daran sind die Bilder von Bill Sienkiewicz. Der Meister fährt hier zu Höchstleistungen auf. Im surrealistischen Stil überzeichnet er seine Figuren: Der Kingpin erscheint als riesiger Klotz, der kaum ins Panel passt, Victor wie ein wilder Pavian, Daredevil oft nur eine rote Schliere. Alles scheint sich hinter einem Schleier abzuspielen, Sienkiewicz spielt mit verschiedenen Unschärfen und Verzerrungen. Kurz: Jede Seite wird zum Erlebnis. Damit wird Love & War zu einem Vorreiter für ein Werk wie DCs Arkham Asylum von Grant Morrison und Dave McKean, das drei Jahre später erschien.

Aber auch Frank Miller erzählt ungewöhnlich. Love & War ist überwiegend nicht aus der Sicht von Daredevil erzählt, sondern aus Sicht der Schurken: Wir sehen den paranoiden Fisk als Kontrollfreak, während sein Scherge Victor außer Kontrolle gerät. Die Wendung am Ende überrascht (ACHTUNG: SPOILER!): Mondat nimmt Fisk die Frau weg. Nicht gerade glaubwürdig, aber trotzdem folgerichtig. Der Kingpin ist so blind vor Liebe, dass er das Wichtigste aus den Augen verliert. Im Krieg und in der Liebe sind eben nicht alles erlaubt.

Der Held trifft erst spät ein und dann sieht man ihm bei der Arbeit zu. Statt es sich einfach zu machen, aus dem Nichts aufzutauchen und wieder zu verschwinden, sehen wir ihm dabei zu, wie er mühsam Kingpins Turm hinaufklettert – mit einem Wurfhaken, Etage für Etage. Das Treibt die Spannung buchstäblich in die Höhe, erst recht, wenn parallel dazu die blinde Cheryl sich allein gegen den Mörder zur Wehr setzen muss.

Ein bildgewaltiges Meisterwerk.

Love & War ist erschienen im Sammelband Daredevil by Frank Miller and Klaus Janson Vol. 3.

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Daredevil by Frank Miller and Klaus Janson Vol. 3

Marvel

In seinem vorläufigen Finale erzählt Frank Miller von Überreizung und Ninjas. Anfangs hält sich Daredevil im Hintergrund. Seine Flamme Heather Glenn entdeckt, dass das Unternehmen ihres Vaters krumme Geschäfte macht, mit denen sie nichts zu tun haben will. Doch anscheinend sind ihr die Hände gebunden, sie hat alle Verantwortung abgegeben, wurde getäuscht. Foggy Nelson will ihr helfen, da rauszukommen. Als es ihm legal nicht gelingt, versucht er es auf halbseidenem Wege, undercover als „Guts“ in der Unterwelt.

So bringt er sich in Gefahr, und Daredevil agiert als Schutzengel, der ihn im Hintergrund aus der Misere prügelt, dann aber im Hafen ins Wasser stürzt und einer Strahlung ausgesetzt wird, die seine Sinne verrückt spielen lässt – er hört jetzt unerträglich laut, allerdings nicht immer, sodass er es mit Leichtigkeit gegen den neuen Stilt-Man (Turk) aufnehmen kann, aber der vertrottelte Turk ist ohnehin eher ein Comic-Relief-Charakter. So bekommt ein von Anfang an alberner Schurke die Behandlung, die er verdient: als ironische Nostalgie.

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Das Ausmaß der Story mag nicht bedeutend sein, aber sie ist dafür umso meisterhafter erzählt. Miller gibt Zeichner Klaus Janson Skripte vor, in denen die Layouts wunderbar mit dem Raum der Seite spielen. Der Stilt-Man bekommt lange vertikale Panels, Foggy zieht ein langes rotes Band durch die Leere hinter sich her, nachdem er „red tape“ als Redewendung für Bürokratie bzw. Papierkram verwendet hat, Daredevil überschreitet Panelgrenzen, oft lässt Miller Sequenzen einfach wortlos für sich sprechen, ohne den üblichen inneren Monolog des grübelnden Helden, wenn Matt an der Lautstärke leidet, wird er von riesiger werdenden Buchstaben beinahe erdrückt usw.

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Daredevil: Woman Without Fear

Marvel

Inmitten der Unruhen von Devil’s Reign kriegt es Elektra (alias Daredevil) mit Kraven the Hunter zu tun. Doch statt dass der Jäger sich auf seine Beute stürzt, läuft alles viel komplizierter: Elektras Anwerberin und Trainerin der Ninja-Organisation The Hand, Aka, lockt sie mit einer Botschaft heraus, die sie von Bürgermeister Wilson Fisk übergeben lässt. Elektra soll den Ort aufsuchen, an dem sie Matt Murdock kennengelernt hat: die Columbia University. Dort trifft sie zunächst einen alten Kommilitonen, Goldy, und redet mit ihm über alte Zeiten.

Elektra steigt dann in einen schicken Sportwagen und braust durch die Landschaft. Als Aka dann auf einer Klippe auftaucht, verschwindet diese wieder. Erst als Elektra zufällig einen Hirsch auf der Straße stehen sieht und von der Straße abkommt und dann zufällig in die richtige Richtung läuft, steht Kraven vor ihr. Nach einem kurzen Kampf entführt er Goldy (der Schurke ist jetzt Mitglied von Fisks „Thunderbolts“). Es kommt zum Showdown in einem Kino. Dann taucht noch mal Aka fürs Schlusswort auf – und verschwindet wieder in alter Ninja-Manier.

Wenn man das so nacherzählt, erscheint es seltsam bis sinnlos. Aber Autor Chip Zdarsky und Zeichner Rafael de Latorre schaffen es, ihre Story aufregend zu verpacken und davon abzulenken. Eine Prise Nostalgie hier (siehe Daredevil #168), ein bisschen Action da, und schon fällt gar nicht auf, dass die Handlung weit hergeholt ist. Überhaupt ist der Dreiteiler Woman Without Fear bloß ein typischer Tie-in, den man nicht unbedingt lesen muss. Hier wird ohnehin nur die nächste Storyline vorbereitet – mit dem Punisher.

Nicht viel sinnvoller erscheint der Kampf in Elektra #100, den die Titelheldin mit Typhoid Mary führt. Immerhin erfahren wir, dass Mary nicht unbedingt aus Liebe mit Fisk zusammen ist, sondern sich davon eine stabilere Psyche verspricht.

Der Band dient vor allem den Lesern, die Elektra nicht kennen oder sich ihre Erinnerungen auffrischen lassen wollen, wie damals alles begann. Somit ist Woman Without Fear eigentlich nur eine verkappte Origin-Story. Aber, was das angeht, eine intensive.

Devil’s Reign (Herrschaft des Teufels)

Marvel

Bürgermeister Wilson Fisk hat Wind davon gekriegt, dass er mal wusste, wer Daredevil ist (siehe Daredevil Vol. 7: Lockdown). Doch die Akte, die er über ihn hat, ist leer bzw. unverständlich. Irgendwas stimmt hier nicht … Also startet er eine Großoffensive, um die Geheimidentität seines Erzfeindes herauszukriegen. Erstens: Er erlässt ein Gesetz, das alle Superhelden in New York für illegal erklärt. Stattdessen patrouillieren die Thunderbolts, andere Superhelden bzw. -Schurken wie U.S. Agent, Rhino, Crossbones und Shocker. Nach und nach schalten sie die etablierten Helden mit Halsbändern aus, die ihre Kräfte blockieren. Reed und Sue Richards langen etwa im Knast.

Zweitens: Fisk verbündet sich mit Doctor Octopus und hält mit ihm Killgrave (the Purple Man) gefangen. Mit dessen telepathischen Kräften will er die nächste Bürgermeisterwahl für sich entscheiden. Außerdem will er Killgraves Kinder finden, damit sie ihm helfen sich zu erinnern. Doch „Doc Ock“ hat andere Pläne – mit weiteren Ocks aus Parallelwelten.

Daredevil und Daredevil (Elektra) verbünden sich mit den Spider-Men, Luke Cage, Jessica Jones und anderen Helden, um sich gegen Fisk zu wehren. Außerdem stellen sie Cage als Gegenkandidaten für die Wahl auf.

Chip Zdarsky hat mit seinem bisherigen Daredevil-Run nicht nur storymäßig den Weg für dieses Event geebnet, sondern auch qualitativ. Auch hier überrascht er mit einigen Wendungen, in denen die vielen Handlungsstränge zusammenlaufen.

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Marvels (1994)

Marvel

Wären Superhelden echt, würden die Menschen sie bewundern oder sich vor ihnen fürchten? In Marvels tun sie beides. Der Protagonist Phil Sheldon, ein New Yorker Zeitungsfotograf, beobachtet und dokumentiert das Aufkommen der Superhelden von Anfang an und über die Jahrzehnte hinweg: Human Torch und Namor, the Submariner, die mal feindlich, dann wieder freundlich erscheinen, sich bekriegen und wieder versöhnen, und dabei New York verwüsten. Sheldon steht für die schwankende Meinung des Volkes. Als er bei dem Krieg der Übermenschen ein Auge verliert, bleibt er zunächst ein Befürworter der „Marvels“, während ein Chefredakteur wie J. Jonah Jameson zunehmend gegen die Helden hetzt, weil er fürchtet, dass normale Menschen mit den Übermenschen nicht mithalten können: „How could we meet that standard?“

Die Geschichte scheint zunächst Sheldon Recht zu geben. Im Zweiten Weltkrieg kämpfen Captain America und Co. als gute Patrioten. In den 60ern (dem Silver Age) jubeln die Menschen einerseits den Avengers und den Fantastic Four zu und fürchten zugleich die Mutanten der X-Men. Von der Xenophobie lässt sich auch der Held anstecken und schließt sich einem wütenden Mob an, dann nimmt er selbst ein hilfloses Mutantenmädchen bei sich auf. Die Bedrohungen, die von den Marvels ausgehen, nehmen bald apokalyptische Ausmaße an, doch die Dankbarkeit für die Abwendung der Katastrophe hält sich in Grenzen. Die Rede ist von Betrug. In den 70ern veröffentlicht Sheldon schließlich ein Buch mit seinen Fotos über die Marvels, in dem er für sie Partei ergreift, doch der Tod von Gwen Stacy, den Spider-Man zulässt, erschüttert erneut seinen Glauben … Die Welt der Marvels ist für die Menschen unfassbar.

Wie Menschen auf Übermenschen reagieren

Dieser Klassiker, geschrieben von Kurt Busiek und gemalt von Alex Ross, ist ein Versuch, Superhelden nicht bloß ernst zu nehmen, sondern auch dem Comic eine Aura von höherer Kunst zu verleihen. Durch die aufwendig gestalteten Seiten wirken die Menschen lebensnah und die Helden überlebensgroß. Ross bedient sich zum Teil der Ikonografie, sodass sie die Marvels wie Heilige, Engel und Dämonen aus der barocken Malerei wirken.

Dabei ist Marvels auch inhaltlich kein Superheldencomic im klassischen Sinn, weil er nicht den Kampf zwischen Gut und Böse beschreibt, sondern den inneren Konflikt gewöhnlicher Menschen, die mit dem Kulturschock umgehen müssen und sie zwischen Angst und Bewunderung schwanken lässt. In diesem Hin und Her der Stimmung ist Marvels für die Leser vor allem eine Hommage an die Comicgeschichte. Insofern spiegelt die Story auch die Rezeptionsgeschichte: Die einen sind fasziniert, die anderen abgestoßen von dem Medium und dem Genre.

Zwei Jahre später brachte DC Comics mit Kingdom Come ein weiteres Alex Ross-Comic heraus, das nicht weniger episch einen ähnlichen Konflikt beschrieb. Dort fragen sich die Helden, ob sie mehr Fluch oder Segen für die Menschen sind, die sie beschützen sollen.

>> Kurt Busiek/Alex Ross: Marvels (#1-4), 1994.

The Amazing Spider-Man Annual #1 (1964)

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Erster Auftritt der Sinister Six: The Amazing Spider-Man Annual #1 (Marvel)

Doctor Octopus! The Vulture! Electro! Sandman! Mysterio! Und Kraven the Hunter! Alle großen Schurken in einem Heft, zum ersten Mal als Sinister Six – das alles und noch viel mehr bietet das erste Spider-Man-Annual. Ein Jahr habe es gedauert, diese 41 Seiten herzustellen, schreibt Stan Lee. Gelohnt hat sich die Arbeit auf jeden Fall.

Es beginnt mit Doc Ocs Ausbruch aus dem Knast. Seine mechanischen Arme wurden ihm abgenommen, aber er kann sie per Gedanken steuern. Dann trommelt er die übrigen fünf Schurken zusammen, um Spider-Man endlich zu besiegen. Manche wollen ihn gemeinsam schlagen, andere denken, sie werden auch allein mit ihm fertig, immerhin hätten sie es schon mal fast geschafft. Doch Octopus hat einen angeblich idiotensicheren Plan: Jeder zieht eine Nummer und dann darf jeder Mal der Reihe nach drankommen, jeweils an einem Ort, der zu den persönlichen Talenten passt. Damit wird die Idee der Gruppenbildung natürlich ad absurdum geführt. Aber es scheint nach dem Motto zu laufen: Einer muss mal Glück haben.

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Daredevil by Frank Miller & Klaus Janson Vol. 2

Marvel

Der Gladiator scheint wieder zurück zu sein. Er greift nachts ein Paar auf der Straße an. Daredevil ist zur Stelle, um Hilfe zu holen. Als kurz darauf Melvin Potter in der Nähe des Tatorts gefunden wird, scheint die Polizei ihren Schuldigen gefunden zu haben. Doch Potter wird verteidigt von Matt Murdock – und der ist nicht überzeugt von der Schuld.

Als Matt jedoch Melvin mit seiner Assistentin Becky Blake aufsucht, bricht sie zusammen, denn der Gladiator hat sie einst so verprügelt, dass sie seitdem im Rollstuhl sitzt. Melvin droht tatsächlich, rückfällig zu werden. Matt kan ihn davon abhalten. Schließlich kann Daredevil den Gladiator aufspüren und überwältigen. Es handelt sich um einen Doppelgänger: Michael Reese. Er ist für Beckys Zustand verantwortlich.

The Hand gegen Murdock

Als der Prozess um Melvin Potter läuft, findet Elektra heraus, dass die Ninja-Organisation The Hand Matt Murdock umbringen will. Matt kann sich gut alleine gegen vier Ninjas wehren, dann lösen die sich in Rauch auf. Hinter dem Auftrag steckt der Kingpin, der dadurch Daredevil aus der Reserve locken und loswerden will. Beim zweiten Mal rettet ihn Elektra, doch durch eine Bombenexplosion verliert er seinen Radarsinn, was ihn aber nicht daran hindert, weiterhin den Helden zu spielen – und das sogar ohne größere Einbußen.

Elektra befreit Melvin Potter aus einem Gefangenentransport, gibt ihm seine Rüstung und bekämpft mit ihm und Daredevil die Ninjas. Da schickt The Hand seinen Elite-Killer, um Elektra zu töten: den angeblich unsterblichen Jonin. Um an sie heranzukommen, versuchen sich die Ninjas zunächst an Attentaten an Foggy Nelson, die aber Daredevil vereitelt. Gemeinsam mit Elektra bekämpft er die Schurken.

Daredevils Lehrer: Stick

Als DD aber mit ihr anzubandeln versucht, wirft sie ihn aus dem Fenster. Mit seiner Heather scheint er es nicht mehr ernst zu meinen. Er interessiert sich mehr dafür, wieder seinen Radarsinn zu erlangen. Dabei soll ihm sein alter Lehrer, Stick, behilflich sein. Auf einmal suchen alle drei nach Stick: Daredevil, Elektra und sogar Heather.

Als er gefunden ist, lässt sich Matt erneut von ihm trainieren. Während Matt blind mit Pfeil und Bogen auf eine Zielscheibe schießen soll, konfrontiert er sich mit seinen inneren Dämonen, die in der Vergangenheit liegen, sodass alle neuen Leser eine kleine Einführung in Daredevils Anfänge bekommen. Obwohl Stick ein strenger Lehrer ist, der Matt misshandelt, findet dieser auf den rechten Pfad und zu seinem Radarsinn zurück.

Marvel

Doch dann rekrutiert Kingpin Elektra und hetzt sie zunächst auf einen Informanten, der den Bürgermeisterkandidaten Cherryh der Korruption bezichtigt sowie auf Daily-Bugle-Reporter Ben Urich. Schließlich wird Daredevil in eine Falle gelockt und es kommt zum Showdown mit Elektra. Sie verletzt ihn am Fuß mit einer Bärenfalle und begräbt ihn unter einer einstürzenden Mauer, doch er kommt mit dem Leben davon und macht mit Gips am Fuß weiter, sodass er mit größter Mühe in der Kanalisation Wilson Fisks totgeglaubte Frau Vanessa aufspürt und zu ihm zurückbringt. Dafür darf DD weiterleben, aber weil irgendjemand sterben muss (Kingpin-Logik), soll Elektra Foggy erledigen. Sie traut sich aber nicht und da zufällig Bullseye aus dem Knast ausbricht, wird er auf sie angesetzt.

ACHTUNG SPOILER!

Im Showdown tötet Bullseye Elektra. Außerdem findet er heraus, dass Daredevil Murdock ist. Nach einem Kampf mit Daredevil wird Bullseye schwer verletzt und landet im Krankenhaus.

Frank Miller probiert für sein Erzählen neue Perspektiven aus: Mal erzählt er aus der Sicht von Ben Urich, mal aus der von Bullseye (Benjamin Poindexter). Visuell macht er ausgiebig Gebrauch von vielen kleinen schmalen Panels, die besonders dramatische Momente wie in Zeitlupe inszenieren. Dabei kommt er völlig ohne Worte aus. Beim letzten Kampf mit Daredevil wird Bullseye nur als schwarze Silhouette mit weißen Kreisen und Handschuhen gezeigt.

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Zwischendurch lässt Miller den Helden auch auf Iron Fist und Power Man (Luke Cage) treffen, die als Bodyguards für Matt Murdock engagiert werden. Schließlich wird Daredevil auch erstmals mit dem Punisher konfrontiert. Dessen Methoden (Mord) kommen bei Hornhead nicht so gut an. Schließlich schafft er es, den Punisher hinter Gitter zu bringen.

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Daredevil #170-172 (1981): Kingpin & Bullseye

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Der Kingpin ist eigentlich ein Spider-Man-Schurke, der seinen ersten Auftritt in The Amazing Spider-Man #50 (1967) hatte und sich 1981 in Ruhestand befand. Dann hat ihn Frank Miller zurückgeholt und mit Daredevil konfrontiert – was den Kingpin bis heute zum Erzfeind des Helden machte.

Wilson Fisk hat also dem Verbrechen abgeschworen und sich mit seiner Frau Vanessa nach Japan zurückgezogen, wo er sich die Zeit damit vertreibt, acht Leute gleichzeitig zu verprügeln. Da kommen ein paar alte Weggefährten auf die Idee, den Kingpin endgültig zu erledigen. Zuerst entführen sie seine Frau und verlangen die Beweise, die er über sie gesammelt hat, dann soll Bullseye Fisk töten.

Bullseye wurde nach einer Hirn-OP freigelassen, da er wegen seines Tumors als unzurechnungsfähig eingestuft wurde. Daredevil wird beinahe von ihm getötet (und kann sich dank einer USA-Flagge vor einem tödlichen Sturz retten), dann vom Kingpin. Sobald er herausfindet, dass der Held ihm seine Akten stehlen will, setzt er Killer auf ihn an. Aber einfach nur erschießen und ins Wasser werfen hat keinen Stil, sie stecken ihn lieber ins Wasserrohr, was ihm Gelegenheit gibt, lebend rauszukommen.

Der Kingpin übernimmt daraufhin wieder die Unterwelt, rekrutiert Bullseye, bevor dieser ihn töten kann. Wieder kommt es zum Duell mit Daredevil. Diesmal ohne Waffen, wünscht sich der Held, doch dann verwendet Bullseye den „billy club“ gegen ihn. In einem beeindruckenden Würgeduell (neun schmale Panels) schließlich triumphiert DD. Am Ende taucht Kingpin auf, lässt ihn am Leben, übergibt ihm die Beweise gegen seine Feinde und auch Bullseye.

Das ist der Beginn einer wunderbaren Feindschaft.

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