Ein fahrerloses Auto rast auf eine Frau zu, die mitten auf der Straße steht. Statt das zu tun, was jeder normale Mensch tun würde, nämlich zur Seite zu springen, bleibt sie breitbeinig stehen und schreit um Hilfe. Statt zu tun, was jeder andere tun würde, nämlich der Frau zu sagen, sie solle sich in Sicherheit bringen, fliegt Daredevil auf sie zu und ruft: „Keep screaming!“ Denn nur dann kann der blinde Held sie hören und sie retten. Dass das Auto nur noch Zentimeter von der Frau entfernt ist, ist nicht dabei unerheblich, denn Daredevil schafft es trotzdem, die Frau in letzter Sekunde in Sicherheit zu schwingen, was hier bedeutet: Er wirft sie auf eine Markise. Wie gut, dass heute ein Sonnentag ist …
Dardevil versuch daraufhin, das Auto aufzuhalten, doch Gas und Bremse sind defekt, außerdem hört er eine Zeitbombe ticken. So steuert er das Gefährt trotzdem vorbei an Passanten ins Wasser, wo es explodiert. Das Ganze war nur ein Ablenkungsmanöver für einen neuen Schurken: den Stiltman, einem Mann in Metallrüstung, der auf haushohen Stelzen läuft und einen Geldtransporter, der per Helikopter stattfindet, ausraubt. Schießen bringt nichts und einfach höher zu fliegen fällt dem Piloten nicht ein.
Daredevil hat ein neues Gadget in seinen Universalblindenstock eingebaut: ein Mikrofon, mit dem er die ganze Stadt belauschen kann. So findet er heraus, wo der Übeltäter gerade entlangstelzt. Aber kaum ist die Fährte aufgenommen, ist der Stiltman spurlos verschwunden.
Stiltman ist nicht zu fassen
Im Büro nervt mal wieder Karen mit der Augen-Op für Matt, aber der reagiert diesmal anders: Es wäre wunderbar, wieder sehen zu können, sagt er, denn dann könne er seine Augen an ihrem Anblick weiden. Dabei berührt er ihr Gesicht. Wenn das kein Liebesbekenntnis ist! Doch in dem Moment sieht der entsetzte Foggy die Szene, jener Foggy, der Karen einen Antrag machen wollte (Daredevil #5). (Was ist eigentlich aus dem Plan geworden?) Gut, dass zufällig mal wieder ein Klient auftaucht. Der Erfinder Wilbur Day will seinen Arbeitgeber Carl Kaxton verklagen, weil er ihm seine Erfindung, einen hydraulischen Lift, gestohlen haben soll. Matt will ihm helfen.
Dann erfahren wir, dass Daredevil noch ein neues Gadget hat: In seiner Maske ist ein Funkgerät eingebaut, mit dem er den Polizeifunk belauschen kann. Seine Hörner dienen ihm als Antennen. So kommt er gerade rechtzeitig, als der Stiltman mit einem Staubsauger (!) Menschen um Geld und Schmuck erleichtert. Ein Angriffsversuch scheitert kläglich, der zweite ebenfalls. Der Stiltman ist einfach nicht zu fassen, zu rutschig sind seine Stelzen, zu ausgeklügelt der Mechanismus. Nicht mal mit Kaxton hat Daredevil Glück: Als er ihm folgen will, lässt dieser ihn per Stromschlag von seinem Auto abblitzen.
Dann stattet Matt mit Wilbur Day Kaxton einen Besuch zu Hause ab, wo sie – Überraschung – die Stelzen im Garten finden. Doch dann stellt sich heraus: Nicht Kaxton ist der Schurke, sondern Day! Matts Supergehör, das auch als Lügendetektor dient, ist zuvor leider gescheitert. Day steigt also in seine Techno-Hosen und hält sich für unbesiegbar – auch weil er den Molecular Condenser dabeihat, einen Strahl, der alles, was er erfasst schrumpfen lässt, bis es ins Nichts verschwindet. Daredevil schafft es mit seinem Drahtseilhaken, den Strahl gegen den Schurken zu wenden. Day schrumpft und verschwindet.
Ist der Mann ohne Furcht ein Feigling?
Allerdings weiß der Held: „Nothing can completely evaporate! He must be somewhere … But he’ll have no way to return! He’s trapped in an escape-proof prison of his own making!“ Wir wissen es besser: In Daredevil #26 (1967) wird der Stiltman wiederkehren.
Zurück im Büro muss sich Matt Vorwürfe von Kaxton gefallen lassen: Hausfriedensbruch! Außerdem ist sein Superstrahl für immer verloren (offenbar hat er sich vorher keine Notizen gemacht). Auch Foggy ist über das unprofessionelle Verhalten seines Partners nicht erfreut und schließlich, nachdem Matt Karen eine Absage wegen der OP erteilt (zu riskant), beschimpf sie ihn als Feigling, wirft ihm vor, er verstecke sich nur hinter seiner Behinderung, um keine Verantwortung zu übernehmen – oder sich zu verlieben.
„Can she be right?“, fragt sich Matt am Ende in seiner Einsamkeit. „Is the man without fear really a coward … afraid of risk regaining his sight? Afraid to ask for the hand of the one he loves??“ Matt fürchtet, durch die OP seine Supersinne zu verlieren. Da er diese aber nicht durch Blindheit, sondern das radioaktive Material erlangt hat, besteht eigentlich kein Grund zur Sorge. Außerdem ist Matt ja eigentlich so gut wie gar nicht blind. Seine Sinne sind so geschärft, dass er angeblich alles noch besser sehen kann als andere. Seine Behinderung ist gar keine. Matt ist ein Faker, die Blindheit dient ihm nur als Maske, damit niemand auf die Idee kommt, er könne Daredevil sein.
Doch nächstes Mal überwindet sich Matt und geht das Risiko der Operation ein. Wie wird es wohl ausgehen? Bis dahin: Nuff said!