Michael Lark

Daredevil: Return of the King

Marvel

Kingpin Wilson Fisk hat nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis ein neues Leben angefangen: In Spanien lebt er mit einer Freundin und ihren zwei Kindern. Doch das Glück ist nur von kurzer Dauer. Die Killer von The Hand bringen die Familie um. Damit will Lady Bullseye Fisk gegen Daredevil aufhetzen, der zuletzt das Angebot ausgeschlagen hat, zum Anführer der Bande zu werden. Fisk bietet DD aber einen Pakt an, um The Hand zu vernichten, die in New York die Unterwelt niedermetzelt. Tatsächlich aber verfolgt er ganz andere Ziele: Er will selbst zum Anführer werden. Einer seiner Verbündeten in diesem Doppelspiel ist The Owl.

Derweil muss sich Matt Murdock mit den Eltern seiner Frau Milla herumschlagen, die immer noch in der Psychiatrie sitzt. Sie wollen ihn dazu bringen, der Scheidung einzuwilligen. Dazu erpressen sie ihn mit Fotos von der kurzen Affäre mit Dakota North. Und als wäre alles nicht schlimm genug, schmeißt ihn Foggy Nelson auch noch aus der Kanzlei. Dann wird er selbst zum Ziel der Attentäter.

Daredevil hat nix zu verlieren

ACHTUNG: SPOILER!

In Ed Brubakers Daredevil-Finale entfaltet sich ein kompliziertes Hin und Her, bei dem man leicht den Überblick verlieren kann, was die einzelnen Akteure wollen. Doch am Ende ist klar: Daredevil besiegt Owl, Fisk und Lady Bullseye wird zum Anführer von The Hand. Überzeugend ist das nicht. Master Izo, der alte weise Blinde aus dem fernen Osten, redet ihm ein, er könne eine Terrororganisation aus dem Inneren heraus ändern – und das scheint Matt zu reichen, um seine Seele zu verkaufen. Aber da er ohnehin kein Leben mehr zu haben scheint, ist das anscheinend keine große Sache mehr für ihn.

Für das Finale wurde Ausgabe #120 zu #500 erklärt. Darin dürfen auch DD-Veteranen Klaus Janson und Chris Samnee Rückblenden zeichnen, außerdem gibt es als Beigabe noch eine schöne kleine Kurzgeschichte über einen Kampf mit Bullseye, geschrieben von Ann Nocenti und gezeichnet von dem wunderbaren David Aja (Hawkeye). (Wozu man außerdem noch Daredevil #191 von Frank Miller nachgedruckt hat, bleibt schleierhaft.)

Wie es mit Daredevil und The Hand weitergeht, erzählt dann Andy Diggle weiter in The Devil’s Hand und dem Event Shadowland.

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Daredevil: Lady Bullseye

Marvel

Früher oder später werden alle Figuren einmal weiblich – oder bekommen zumindest eine weibliche Entsprechung. Diesmal ist es Daredevils Erzfeind Bullseye. Ed Brubaker hat sich überlegt, dass der Schurke vor Jahren in Tokio eine Frau inspiriert haben könnte, es ihm gleichzutun. Einst war sie eine Gefangene von Menschenhändlern, dann nutzte sie einen von Bullseyes Angriffen, um zu entkommen und wurde daraufhin zur Mörderin und endete als Lady Bullseye bei der Ninja-Organisation The Hand.

Nun bringt sie in New York willkürlich zwei Männer um und schiebt es Daredevil in die Schuhe. Die Presse bekommt davon Wind, und kaum steht es in der Zeitung, wird Matt Murdock verhaftet – schon wieder, es entwickelt sich langsam zum Running Gag. Doch er hat ein Alibi: Er hat die Nacht mit Privatdetektivin Dakota North verbracht, mit schlechtem Gewissen, denn er ist immer noch mit Milla verheiratet. Die Ehe allerdings macht gerade schwere Zeiten durch, denn Milla sitzt noch immer in der Psychiatrie.

Lady Bullseye lässt DDs Kumpels Iron Fist, Black Tarantula und White Tiger angreifen – und dann überreichen Millas Eltern Matt die Scheidungspapiere von Milla. Was ist hier los?

ACHTUNG: SPOILER!

Das fragt man sich sehr lange, bis am Ende herauskommt: Lady Bullseye will Daredevil für The Hand rekrutieren – er soll die Organisation anführen. Eine sehr seltsame Anwerbungsmethode, doch der Sinn dahinter ist, seine Probleme loszuwerden und seine Freunde zu Helfern zu machen.

Auch wenn es im Rückblick halbwegs Sinn ergibt: Diese Storyline ist die bisher schwächste, die Ed Brubaker für Daredevil abliefert. Zwar bietet sie viel Action, aber es ist schwierig, Spannung zu empfinden, wenn man nicht mal weiß, worum gekämpft wird, und ernst erscheint die Lage auch nie, weil man ahnt, es geht hier eher um Tests als um Leben und Tod. Den emotionalen Kern bietet mal wieder Matts Selbstzweifel, der in Selbsthass umschlägt, da er der Versuchung nachgibt, mit Dakota zu schlafen, während er sich emotional von seiner Frau löst. Die Erkenntnis: Er ist selbst schuld an der Misere.

Lady Bullseye hat einen Plan B. Davon später mehr – in Brubakers Finale mit Kingpin: The Return of the King.

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Daredevil: Cruel and Unusual

Marvel

Nachdem Matt Murdocks Frau Milla in die Psychiatrie eingewiesen wurde, wütet Daredevil in Hell’s Kitchen mit übertriebener Gewalt. Zur Arbeit geht er nicht mehr. Matt vermisst Milla, besucht sie dreimal die Woche, nur um gesagt zu bekommen, dass sie mehr Abstand brauche, um sich zu erholen.

Dann bittet Luke Cage die Privatdetektivin Dakota North um Hilfe: Ein Mann „Big“ Ben Donovan sitzt angeblich unschuldig im Todestrakt. In wenigen Tagen soll er hingerichtet werden, weil er drei Kinder geköpft haben soll. Der Fall scheint aussichtslos: Donovan hat gestanden – und er bleibt auch bei der Geschichte, als Matt den Fall übernimmt. Doch seine Supersinne sagen ihm: Donovan lügt. Nur warum? Was verbirgt er und wer steckt in Wahrheit hinter dem Mord und der Verschwörung?

Es ist eine kurze Story, erzählt in fünf Kapiteln (Daredevil #106-110), sie kommt völlig ohne Superschurken aus, ist sehr dialoglastig, aber dafür liest sie sich sehr spannend. Die Paranoia wird spürbar, wenn Matt und Dakota bedroht werden und ihr Leben für einen Todeskandidaten riskieren. Am Ende taucht dann doch ein alter Bekannter auf: der Gauner Slaughter, der eigentlich im Ruhestand sein sollte.

Matt versinkt mal wieder in Selbstmitleid und Selbstzerfleischung, bis er dann gesagt kriegen muss, dass es nicht immer nur um ihn gehe. Das ist die Lektion, die er hier lernt, um sich aus dem Loch zu ziehen.

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Daredevil: Hell To Pay Vol. 1-2

Marvel

Kaum ist Matt Murdock aus dem Knast raus, geht der Ärger weiter. Insasse Melvin Potter wird beschuldigt, zwei Menschen ermordet zu haben – mit Kettensägenblättern, Gladiator-Style. Doch er will damit nichts zu tun haben. Eigentlich sollte er bald entlassen werden. Melvin wird in die Psychiatrie gebracht, wo er dann wieder zwei Menschen umbringt. Matts Kollegin Becky Blake übernimmt dessen Verteidigung. Doch dann bricht er aus und wird wieder zum Gladiator.

Daredevil muss derweil mitansehen, wie ein Gauner völlig durchdreht, zuerst sich und dann sich selbst erschießt. Dann taucht auch noch Lilly Lucca auf, die Matt in Europa kennengelernt hat. Obwohl sie Vanessa Fisks betörendes Parfum seit Monaten nicht mehr benutzt, sind Männer immer noch verrückt nach ihr und gehen für sie über Leichen.

Die erste Hälfte der Storyline hat es in sich. Hier fährt Autor Ed Brubaker zur Höchstleistung auf, selten ist ein Daredevil-Comic so spannend wie hier, und Zeichner Michael Lark lässt ausdrucksstarke Bilder sprechen, wie etwa auf einer Seite fast ohne Worte, in der sich Matt an die Frauen in seinem Leben zurückerinnert, die gestorben sind.

ACHTUNG SPOILER!

Die zweite Hälfte kann da, obwohl immer noch erstklassig erzählt, nicht ganz mithalten. Hinter all dem steckt ein alter Bekannter, der klassische Superschurke Mr. Fear (Larry Cranston). Er hat die Enforcers (Ox, Montana, Fancy Dan) auf seiner Seite und einen bösen Plan ausgeheckt, wie er Matt das Leben zur Hölle machen kann.

Auch hier folgt wieder eine dramatische Wendung auf die nächste: Matts Frau Milla versucht aus einem plötzlichen Anfall von Eifersucht heraus, Lilly vor die U-Bahn zu stoßen und bringt dabei einen Unbeteiligten um. Dann wird alles immer schlimmer, als noch ein Bandenkrieg ausbricht, doch der Grund für all das ist schwach motiviert. Mr. Fear mag Matt einfach nicht. Eine Verschwörung von Born-Again-Ausmaßen, aber ohne die Jahre der Feindschaft von Wilson Fisk. So verpufft das Ende auch ziemlich schnell und einfach in einer simplen Prügelei, bei der Mr. Fear kein wirklicher Gegner ist.

Interessant ist jedoch, dass am Ende alles nicht wieder gut ist, sondern Daredevils Triumph bloß ein scheinbarer. Warum sich Mr. Fear aber verhaften lässt, warum er gesteht und dann im Knast seine Macht auslebt, statt einfach sofort abzuhauen, bleibt rätselhaft.

Daredevil #100 ist mal wieder eine typische Showcase-Ausgabe, in der alte Veteranen und neue Künstler dem Teufel alle Ehre erweisen, während Matt halluziniert: John Romita Sr, Gene Colan, Bill Sienkiewicz, Alex Maleev und Lee Bermejo. Und die Cover von Marko Djurdjevic – einfach meisterhaft.

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