Andy Diggle

Daredevil: Reborn (2011)

Marvel

Matt Murdock sucht sich selbst. Nachdem er in Shadowland von einem bösen Dämon besessen war, der ihn zum Mörder werden ließ, durchstreift er einsam die Wüste von New Mexico, trifft einen blinden Jungen an einem Diner und erteilt ihm Ratschläge. Dann wird er von Rednecks belästigt und grundlos verprügelt, dann droht ihm der Sheriff, er solle möglichst schnell abhauen, bevor er ihn wegen Herumtreiberei einsperre.

Bevor man sich an Rambo (First Blood) erinnert fühlen kann, entdeckt Matt ein Massengrab mit Polizistenleichen und findet heraus, dass der Polizist illegal Waffen nach Mexiko rüberschafft und dafür Heroin bekommt. Auch die Rednecks stecken mit drin, und einer davon schlägt die alkoholkranke Mutter des Jungen, die sich auch noch prostituiert.

Matt muss also auch in seinem Urlaub den Helden spielen, sodass er gar keine Zeit hat, über sich selbst nachzudenken. Die Selbstfindung findet eher durch handfestes Eingreifen, sprich: helfen, statt. Zunächst weigert er sich sogar, sich zu wehren, dann aber lässt er sich zu waghalsigen wie aufwendigen Aktionen hinreißen, indem er das Auto der Rednecks über einen Abgrund hängen lässt und das Stahlseil langsam durchschneidet.

Natürlich überlebt er einen Kopfschuss und tiefen Sturz ins Wasser (denn er ist Daredevil) und am Ende konfrontiert ihn der Endboss (Calavera) mit seinen Ängsten, die er natürlich schnell überwindet, da er bekanntlich keine (mehr) hat, sodass er mit Leichtigkeit den Tag retten kann. Nach vier schnell zu lesenden Ausgaben ist das kleine Abenteuer vorbei.

Das reicht auch schon, um sich von dem Shadowland-Debakel zu erholen, nach New York zurückzukehren, sich Foggy zu zeigen und wieder das rote Kostüm anzulegen. Nächstes Mal: Neustart mit Mark Waid!

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Daredevil: Shadowland

Marvel

Kaum hat sich Daredevil als Anführer von The Hand etabliert (siehe The Devil’s Hand), verliert er die Kontrolle – nämlich über sich selbst. Besessen von einem bösen Dämon (The Beast) trägt er nun schwarz, bewohnt eine Festung namens Shadowland und geht über Leichen. Die erste: Bullseye. DD tötet ihn im Gefecht. Doch kaum ist Lester unter der Erde, lässt ihn DD wieder ausbuddeln, um ihn wiederzuerwecken – man braucht halt gutes Personal.

Sonst lässt Matt niemanden an sich heran. Er verschanzt sich in seiner Festung und lässt seine Ninjas eine Schreckensherrschaft in Hell’s Kitchen errichten. In der Zwischenzeit versammeln sich die Street Level Heroes (Luke Cage, Iron Fist, Moon Knight, Spider-Man etc.), um Matt wieder zur Vernunft zu bringen. Mit dabei als Special Guests sind auch Elektra und Wolverine. Doch Matt lässt sich auf Diskussionen nicht ein: Entweder sie schließen sich ihm an oder sie können wieder gehen. Wer nicht für ihn ist, ist gegen ihn. Wilson Fisk versucht, die Aufregung zu seinen Gunsten zu nutzen und beschwört den Ghost Rider herauf …

Habe ich irgendwas vergessen? Ganz bestimmt. In dieser Gemengelage, in der sich die Ereignisse überstürzen und die Figuren häufen, kann man kaum den Überblick behalten. Die Verwirrung beginnt schon bei der Lesereihenfolge. Da gibt es das Hauptevent Shadowland und dann noch den Band Daredevil: Shadowland (#508-512), den man weder davor noch danach lesen sollte, sondern jeweils im Wechsel mit dem Hauptevent, um die Lücken zu füllen und zu erfahren, was Foggy Nelson, Dakota North und Becky treiben und versuchen, sich in einem chaotischen Hell’s Kitchen am Leben zu halten.

Nach all dem langen Aufbau mit Lady Bullseye, der Rückkehr des Kingpin und der Übernahme von The Hand enttäuscht das Event jedoch mit reiner Action und einem seelenlosen Helden, der zum Schurken mutiert, aber da er das nicht einmal aus freien Stücken tut, wirkt das Ganze ziemlich hohl. Am Ende reicht nur ein kleiner Energieschub von Iron Fist und Matt findet wieder zu sich selbst zurück. Ohne die Zwischenspiele über die Nebencharaktere wäre es ein reines Kampfspektakel. Am Ende suchen Ben Urich und Detective Alex Kurtz nach dem verschollenen Matt Murdock, finden aber nur einen neuen Stellvertreter: Black Panther.

Andy Diggle erzählt seine Story zu Ende in der vierteiligen Miniserie Daredevil: Reborn. Matt taucht unter und begibt sich auf Sinn- und Selbstsuche, bevor Mark Waid als Autor übernimmt und dem Helden neues Leben einhaucht.

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Daredevil: The Devil’s Hand

Marvel

Matt Murdock hat die Führung von The Hand übernommen. Nun ist er „Lord Daredevil“ und will die Verbrecherbande von Ninja-Attentätern reformieren. Das ist gar nicht so leicht, denn alte Gewohnheiten sind schwer abzugewöhnen, aber er hat Hilfe von Black Tarantula und White Tiger, außerdem gibt es äußere Feinde, die noch viel grausamer sind, wie etwa Kingpin (Wilson Fisk) und Norman Osborn, der mit seiner H.A.M.M.E.R.-Truppe und seinen „Dark Avengers“ mit Bullseye die Stadt im Würgegriff hält. Polizisten und Richter müssen dran glauben, aber auch Hausbesetzer, die sich gegen Gentrifizierung wehren. Bullseye tötet über 100 Menschen auf einen Schlag.

Nachdem DD mit seinen Ninjas sein Revier markiert und dem Verbrechen den Krieg erklärt hat, fliegt er erst mal nach Japan, wo er an einer Hand-Versammlung teilnimmt. Einer der Daimyos, Bakuto, begehrt gegen den neuen Anführer auf. Dann werden Bakuto und Daredevil von Ninjas angegriffen. Wer steckt dahinter?

Wir sehen, wie der neue Boss sich erstmal behaupten muss, um sich Respekt zu verdienen. So reizvoll die Idee erscheint, den Helden in eine fremde, gar feindliche Umgebung zu stecken, wird bei all dem klar, dass er eigentlich fehl am Platze ist. Man fragt sich, wozu man ihn eigentlich an der Spitze der Organisation haben wollte, wenn er von Anfang an Gegner in eigenen Reihen hat. Das alles wirkt arg bemüht. Daredevil lässt sich auf einen Teufelspakt ein, bis er selbst zum Teufel wird.

Mit all dem wird das Event Shadowland vorbereitet.

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