
Marvel
Nach seinem Unfall und Nahtoderlebnis (siehe Death of Daredevil) hat sich Matt Murdock wieder regeneriert und versucht, mit Schmerzmitteln und schnellem Sex wieder zu sich zu finden. New York ist nicht mehr seine Stadt: Wilson Fisk (einst Kingpin) ist Bürgermeister (siehe Mayor Fisk) und toleriert keine Vigilanten mehr. Die Polizei hat Befehl, Superhelden festzunehmen. Als Daredevil drei Einbrecher angreift, stirbt einer dabei durch ein Schädeltrauma. Von da an wird der Held als Mörder gesucht.
Matt vermutet ein Komplott gegen ihn, doch Fisk beteuert seine Unschuld und alles deutet darauf hin, dass Matt – wenn auch unabsichtlich – tatsächlich einen Tod verursacht hat. Der neue Detective Cole North nimmt die Jagd nach Daredevil auf und schon bald darauf erwischt er ihn auch – mit einer Kugel.
Doch das sind nur zwei Wendungen in einem wendungsreichen Auftakt, den Autor Chip Zdarsky (Spider-Man: Life Story) uns da erzählt. In jedem Kapitel stecken spannende Ideen. Daredevil trifft auf Frank Castle alias den Punisher, auf seine Freunde von den Defenders und auf Spider-Man. Sie alle fragen sich, was in ihn gefahren ist, denn von da an benimmt er sich immer erratischer. Solange DD noch auf freiem Fuß ist, versucht er, gegen das Verbrechen vorzugehen (vor allem gegen Owls Drogenring) und Leuten zu helfen. Doch schon bald wird er genötigt, seine Maske aufzugeben – was er auch tut.

Coverausschnitt zu Daredevil #2 (Marvel)
Einfühlsam erzählen Zdarsky und Zeichner Marco Checchetto von einem Daredevil, wie ihn schon Frank Miller (Born Again) meisterhaft inszeniert hat: als einen gebrochenen Mann, der gegen alle Widrigkeiten des Daseins ankämpft. Der noch am Boden liegend nicht aufgeben will – und es dann doch tut. Das Neue: Zum ersten Mal ist Daredevil direkt für einen Tod verantwortlich und muss sich mit einer Schuld auseinandersetzen. Interessanterweise tut er das aber nicht direkt, sondern leugnet das lange, wie auch die Erzählperspektive zunächst wechselt, um von der Verantwortung abzulenken, bis sie nicht mehr zu leugnen ist.
Höhepunkt in einer Reihe von Höhepunkten ist das Wortduell mit dem Punisher. Frank konfrontiert ihn mit dem Vorwurf, sich zu lange um das Morden von Verbrechern gedrückt zu haben, Daredevil beharrt aber darauf, dass dies nicht sein Weg ist und er sich von Frank distanziert. Die Debatte nimmt eine interessante Wendung, in der am Ende die alte moralische Frage unbeantwortet in der Schwebe bleibt.
Angereichert mit sensibel erzählten Episoden aus Matts Jugend ist Know Fear starker Anfang, der große Lust auf mehr macht, dabei zuzusehen, wie unser Held aus dieser großen Krise herauskommt. So muss ein Daredevil-Comic sein.
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